Tagungsmappe „25 Jahre KOK – 25 Jahre Zivilgesellschaft gegen Menschenhandel“

Zur Fachtagung „25 Jahre KOK – 25 Jahre Zivilgesellschaft gegen Menschenhandel“ sind hier die einzelnen Programmpunkte mit den Informationen zu den jeweiligen Referent*innen aufgeführt. 

Zu den parallelen Diskussionsforen finden Sie darüber hinaus die Workshopbeschreibungen. 

Das vollständige Programm mit Angaben zu den Uhrzeiten gibt es: 

Gesamtmoderation der Veranstaltung: Dr. Claudia Neusüß, compass orange

Montag, 11. November 2024

ERÖFFNUNG

Lisa Paus, MdB
Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Geboren 1968 und aufgewachsen im Emsland, hat sie ihr Engagement für Soziales und Gleichstellung während ihres Studiums der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft an der FU Berlin in die Politik geführt. 

Nach zwei Jahren im Landesvorstand Berlin von Bündnis 90/Die Grünen wurde sie 1999 ins Abgeordnetenhaus gewählt, wo sie 10 Jahre lang wirtschafts-, wissenschafts-, haushalts- bzw. europapolitische Sprecherin der Fraktion war. 
Seit 2009 ist sie Abgeordnete des Deutschen Bundestages, zuletzt finanzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion und stellv. Fraktionsvorsitzende.

Im April 2022 zur Bundesministerin ernannt, hat sie die gesamte Gesellschaft im Blick - den sozialen Zusammenhalt, die Teilhabe aller Generationen, die Gleichstellung von Frauen, das Engagement der Ehrenamtlichen und den Kampf gegen Kinderarmut.
 

Sophia Wirsching ist seit September 2018 Geschäftsführerin des Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel  KOK e.V. Der KOK ist ein Zusammenschluss von Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel und weiteren Organisationen in Deutschland, die sich für die Rechte von Betroffenen einsetzen und in den Bereichen Menschenhandel, Ausbeutung und Gewalt gegen Migrant*innen tätig sind. 

Zuvor war die Politikwissenschaftlerin und Soziologin zehn Jahre lang Referentin für Migration und Entwicklung im Referat Menschenrechte und Frieden der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ in Berlin. In dieser Position befasste sie sich intensiv mit den Auswirkungen der europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik auf Menschenrechte und Entwicklungen im Globalen Süden. 

 

KEYNOTE: Mit Menschenrechten gegen Menschenhandel - aus der Erfahrung für die Zukunft lernen

Die Globale Allianz gegen Frauenhandel (GAATW) ist ein Bündnis von mehr als 80 Nichtregierungsorganisationen aus Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika/Karibik und Nordamerika. Das internationale GAATW-Sekretariat hat seinen Sitz in Bangkok, Thailand, und koordiniert die Aktivitäten des Bündnisses, sammelt und verbreitet Informationen und setzt sich auf regionaler und internationaler Ebene politisch ein. Zu den Mitgliedsorganisationen gehören Migrant*innenorganisationen, Organisationen zur Bekämpfung des Menschenhandels, selbstorganisierte Gruppen von Wanderarbeitnehmer*innen, Hausangestellten, ehemals Betroffenen von Menschenhandel und Sexarbeiter*innen, Menschenrechts- und Frauenrechtsorganisationen  in Deutschland Ban Ying und KOK. 
Die GAATW setzt sich ein für Veränderungen auf lokaler Ebene durch ihre Mitglieder und Verbündeten und international durch die Arbeit des Internationalen Sekretariats  hier hat die Allianz den besonderen Beraterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der Vereinten Nationen. 

Bandana Pattanaik ist die internationale Koordinatorin der Global Alliance Against Traffic in Women (GAATW). GAATW ist ein internationales Mitgliedernetzwerk, das sich mit Migration, Arbeit und Menschenhandel aus einer Menschenrechts- und Genderperspektive beschäftigt. Zu Bandanas Fachgebieten gehören Forschung zu Migration, Arbeit und Menschenhandel sowie die Arbeit mit Frauenkollektiven. Bevor sie ihre Arbeit bei GAATW aufnahm, unterrichtete Bandana englische Sprache und Literatur sowie Frauenstudien auf Hochschulebene und förderte das Sprachenlernen von Studenten aus dem frankophonen Westafrika, Lateinamerika, Palästina, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Somalia und Ruanda.

PODIUMSDISKUSSION Herausforderungen zivilgesellschaftlichen Handelns im Einsatz für Betroffene von Menschenhandel

Doro Winkler ist Ethnologin und Kommunikationsfachfrau und seit fast 30 Jahren engagiert in der Bekämpfung von Menschenhandel und der Unterstützung von Migrantinnen. Sie hat die schweizerischen Kooperationsmechanimsen (NRM) gegen Menschenhandel sowie das erste Opferschutzprogramm mit aufgebaut. Ebenso ist sie als Ausbilderin tätig und wirkte bei der Evaluation und Weiterentwicklung der nationalen Aktionspläne mit.
Seit 2017 ist sie Mitglied von GRETA (Group of Experts on Action against Trafficking) des Europarats und hat u.a. die Länder Albanien, Deutschland, Holland, Moldawien und Österreich monitoriert. 
 

Bandana Pattanaik ist die internationale Koordinatorin der Global Alliance Against Traffic in Women (GAATW). GAATW ist ein internationales Mitgliedernetzwerk, das sich mit Migration, Arbeit und Menschenhandel aus einer Menschenrechts- und Genderperspektive beschäftigt. Zu Bandanas Fachgebieten gehören Forschung zu Migration, Arbeit und Menschenhandel sowie die Arbeit mit Frauenkollektiven. Bevor sie ihre Arbeit bei GAATW aufnahm, unterrichtete Bandana englische Sprache und Literatur sowie Frauenstudien auf Hochschulebene und förderte das Sprachenlernen von Studenten aus dem frankophonen Westafrika, Lateinamerika, Palästina, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Somalia und Ruanda.

Naile Tanış ist seit Mai 2023 Leiterin der Berichterstattungsstelle Menschenhandel des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Zuvor war sie Fachreferentin in der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in der Abteilung Frauen und Gleichstellung, wo sie für die Weiterentwicklung des Frauenhilfesystems im Bereich Gewalt gegen Frauen zuständig war. Ihre Karriere begann sie als Rechtsanwältin und war im Anschluss 14 Jahre Geschäftsführerin des KOK e.V. Sie ist seit 2020 ehrenamtliches Beiratsmitglied im KOK e.V.

Als Juristin ist Dr. Adina Schwartz ist seit 2010 im Bereich Opferschutz und Prävention von Menschenhandel tätig. Seit 2018 arbeitet Sie in Deutschland, bei der Fachberatungsstellen JADWIGA München und Nürnberg, wo Sie 2021 die Leitung übernommen hat. Zuvor hat sie Betroffenen von Menschenhandel in Rumänien, Großbritannien, Italien und verschiedene Afrikanische Länder unterstützt. Außerdem wirkte und wirkt Sie auch auf Europäischer Ebene in verschiedensten Projekten mit, die die Kooperation zwischen Strafverfolgungsbehörden und Fachberatungsstellen im Bereich Menschenhandel stärken sollen. Sie promovierte in Kriminologie mit dem Forschungsthema "Drogenkonsum bei sexuell ausgebeuteten Betroffenen von Menschenhandel“.  

PARALLELE DISKUSSIONSFOREN

Forum 1: Menschenhandel im digitalen Zeitalter

Kommunikations- und Informationstechnologien (IKT) prägen Menschenhandel. Täter*innen nutzen sie verstärkt zur Anwerbung, Kontrolle und auch Bedrohung der Betroffenen. So haben sich ihnen größere Handlungsspielräume eröffnet, die bisherige Methoden des Menschenhandels deutlich erleichtern und effizienter machen. Mit Hilfe digitaler Mittel, wie Spy- oder Tracking-Apps, können sie Betroffene bspw. aus der Ferne überwachen und unter Druck setzen. Damit verknüpft sind große Herausforderungen für die Strafverfolgung und für den Schutz und die Unterstützung der Betroffenen.

Das Forum 1 beschäftigt sich mit diesen Herausforderungen sowie mit Ansätzen, um Prävention, Strafverfolgung und Opferschutz zu verbessern.

Es wird u.a. den folgenden Fragen nachgegangen:

  • Welche Folgen hat der Einsatz von Informations- und Kommunikationsmedien für den Menschenhandel?
  • Welche Herausforderungen ergeben sich für die relevanten Akteure?
  • Was gibt es bereits für innovative Ansätze in der Bekämpfung und Strafverfolgung digitaler Gewalt und technologiegestütztem Menschenhandel?
  • Welche Erfahrungen und Empfehlungen gibt es in der Zivilgesellschaft zum Opferschutz bei digitaler Gewalt aus anderen Bereichen?
  • Was sind Forderungen an die Politik und weitere zuständige Akteure?

Referent*innen:

  • Dr. Dorothea Czarnecki, Analyst & Head of Child Protection and Anti-Human Trafficking, Forensik.IT GmbH
  • Franziska Kramer, Kriminalhauptkommissarin, Stellvertretende Sachgebietsleiterin, SO41  Menschenhandel und Gewaltkriminalität, Vermisstenstelle, Bundeskriminalamt

Forum 2: Follow the money

Die Motive von Täter*innen im Bereich des Menschenhandels sind vornehmlich finanzieller Natur. So erzielen Täter*innen durch die Ausbeutung von Menschen einen hohen Gewinn. Strafverfolgungsbehörden versuchen dem durch innovative Ermittlungsmaßnahmen und starke Kooperationen im Bereich der Finanzkriminalität entgegen zu wirken. Mit der Reform der Strafprozessordnung im Jahr 2017 wurden die Normen zur strafrechtlichen Vermögensabschöpfung i.S.d. §§ 73 ff. StGB erneuert. Die Praxis zeigt jedoch: Nicht immer werden die rechtswidrig erlangten Vermögenswerte eingezogen und die Betroffenen entschädigt. Das Forum 2 beschäftigt sich mit der theoretischen und praktischen Ausgestaltung der Vermögensabschöpfung. Dabei wird anhand von Fallbeispielen beschrieben, welche Möglichkeiten aber auch Hürden im Einziehungsrecht bestehen.

Es wird u.a. den folgenden Fragen nachgegangen:

  • Wie kann die Praxis der Vermögensabschöpfung in Deutschland effizienter gestaltet werden?
  • Welcher rechtlichen Anpassungen bedarf es – insb. auch in Bezug auf die Regelungen der Opferentschädigung?
  • Wie müssen Ermittlungsbehörden finanziell, personell und sachlich ausgestattet sein, um rechtwidrige Vermögenswerte von Täter*innen konsequent einziehen zu können?

Referent*innen:

  • Oberstaatsanwältin Christine Höfele, Ansprechpartnerin der Staatsanwaltschaft Berlin für den Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung
  • Frank Mende, Ermittlungsdienst-Finanzermittlungen, Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Berlin Dienstort Frankfurt (Oder)

Forum 3: Neue Ausbeutungsformen in der EU-Menschenhandelsrichtlinie im Fokus

Das Europäische Parlament hat 2024 die Reform der Richtlinie zur Bekämpfung des Menschenhandels beschlossen. Neben der Berücksichtigung der Online-Dimension des Menschenhandels und der Möglichkeit, Sanktionen gegen juristische Personen zu erlassen, wurde auch die Definition von Menschenhandel um neue Ausbeutungsformen erweitert: Leihmutterschaft, illegale Adoption und Zwangsverheiratung.

Die Frist zur Umsetzung der Vorgaben in nationales Recht endet am 23. Juni 2026. Das Forum 3 wird die Reform der Richtlinie in Bezug auf die neu aufzunehmenden Ausbeutungsformen näher beleuchten und mit Expert*innen, die bereits heute zu den Phänomenen in der Praxis arbeiten, die Auswirkungen diskutieren.

Es wird u.a. diesen Fragen nachgegangen:

  • Wie fügen sich die neuen Straftatbestände in die Systematik des StGB ein?
  • Wie stellen sich die neuen Ausbeutungsformen außerhalb der §§ 232 ff. StGB bereits in der Beratungspraxis dar?
  • Wie können die bestehenden Hilfesysteme zu Menschenhandel und zu anderen Gewaltformen zukünftig gut kooperieren? Wo gib es bereits jetzt Schnittstellen?
  • Welche Herausforderungen stellen sich diesbezüglich durch die Richtlinien-Reform?

Referent*innen:

  • Prof. Dr. Renzikowski, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • Ursula Rölke, Leiterin Internationaler Sozialdienst – ISS Germany (ISD)
  • Sara Kinsky, Geschäftsführung & Projektleitung Papatya  Schutz und Beratung bei familiärer Gewalt, Zwangsverheiratung und Verschleppung

Franziska Kramer hat nach dem Abschluss ihres Polizeistudiums 2006 im Jahr 2010 den Masterabschluss in Kriminologie und Polizeiwissenschaften erworben. Seit 2008 gehört sie dem Fachreferat zur Bekämpfung des Menschenhandels im Bundeskriminalamt an. Dort ist sie vor allem mit Grundsatzthemen betraut und leitet seit 2018 das EU-geförderte Projekt „THB LIBERI“, das zum Ziel hat, den Menschenhandel zum Nachteil von Personen unter 21 Jahren multidisziplinär zu bekämpfen.

Dr. Dorothea Czarnecki, promovierte Sozialwissenschaftlerin, verfügt über fast 20 Jahre Erfahrung im Kampf gegen Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung von Kindern in Europa, Lateinamerika und Südostasien. Sie forschte für Organisationen wie die OSZE, UNICEF und die Europäische Kommission. Dr. Czarnecki ist Expertin für nationale Verweisungsmechanismen (NRM) und war maßgeblich an der Entwicklung des ersten deutschen Bundeskooperationskonzeptes für Fälle des Handels mit Kindern beteiligt. Seit 2023 ist sie Beiratsmitglied der Berichterstattungsstelle Menschenhandel. Seit 2022 ist sie Analystin bei einem IT-forensischen Gutachterbüro und Beraterin der Initiative „ACT against child abuse“ (Wilhelm von Humboldt Stiftung).

Oberstaatsanwältin Christine Höfele hat fast ihre gesamte Berufslaufbahn im Bereich der Wirtschaftskriminalität verbracht und verfügt daher über eine breitgefächerte Erfahrung im Bereich der Wirtschaftskriminalität und der Ermittlung von Verfahren im Bereich organisierte Kriminalität im Zusammenhang mit Arbeitsausbeutung und Schwarzarbeit. Damit einher geht eine gute Vernetzung mit den LKÄ, dem BKA, der Bundespolizei, den HZA’s, der SteuFa und gerade auch den NGO’s.

Zu ihrem Aufgabenbereich gehört auch die Teilnahme an Bund-Länder Arbeitsgruppen, Runden Tischen, u.a. zum Themenbereich Arbeitsausbeutung. Zudem schult sie in diesem Bereich die Ermittler von Polizei und Zoll. Im Beirat der Berichterstattungsstelle Menschenhandel des Deutschen Institutes für Menschenrechte ist sie als Mitglied tätig.

Frank Mende ist Polizeihauptkommissar bei der Bundespolizei Berlin und dort seit über 25 Jahren in der Inspektion Kriminalitätsbekämpfung als Finanzermittler/Vermögensabschöpfer tätig. Sein Aufgabenfeld umfasst das Aufspüren und Sichern von inkriminierten Geldern, welche im Rahmen von Banden und gewerbsmäßigen Straftaten erlangt wurden.
Frank Mende ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Er lebt mit Familie im Land Brandenburg.
 

Prof. Dr. Joachim Renzikowski promovierte nach seiner juristischen Ausbildung in Erlangen an der Universität Tübingen mit einer Arbeit zu „Notstand und Notwehr“ (1993) und wurde dort im Jahr 1997 mit einer Arbeit über „Restriktiver Täterbegriff und fahrlässige Beteiligung“ habilitiert. Seit Juni 1998 ist er Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie/Rechtstheorie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört u.a. das Sexualstrafrecht.

Sara Kinsky ist seit 2020 Geschäftsführerin und Projektleiterin von Papatya, mit dem Fokus auf die Bekämpfung von familiärer Gewalt, Zwangsverheiratung und Verschleppung. Sie studierte Politik- und Rechtswissenschaften. Bereits seit 2004 engagiert sie sich in der feministischen Anti-Gewalt-Arbeit und sammelte dabei auch Erfahrungen mit Betroffenen von Menschenhandel. Ihre Expertise liegt in der Arbeit mit hochgefährdeten Klientinnen und der strategischen Verbesserung des Hilfssystems.

PODIUMSDISKUSSION Neue EU-Menschenhandelsrichtlinie und Nationaler Aktionsplan Menschenhandel

Elisabeth Winkelmeier-Becker ist seit 2021 Vorsitzende des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages. Sie kämpft seit Jahren für einen wirksameren Schutz vor sexueller Gewalt und Menschenhandel, aktuell auch als Co-Vorsitzendes des Parlamentskreises Prostitution. Sie war von 2019 bis 2021 Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie. 2014 bis 2019 war sie Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion für Recht und Verbraucherschutz.
 

Denise Loop (sie/ihr) ist staatlich anerkannte Sozialarbeiterin und seit dem 26. Oktober 2021 Mitglied im Deutschen Bundestag für die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. Sie ist Obfrau im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Berichterstatterin für Kinder-, Jugend- und Gleichstellungspolitik, darunter für die Themen Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und Sexarbeit. Vor ihrem Bundestagsmandat war sie im Jugendamt des Kreis Dithmarschen tätig.

Ariane Fäscher ist seit 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages als direkt gewählte Abgeordnete des Wahlkreises Oberhavel/östliches Havelland. Sie ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und stellv. Vorsitzende im Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement. Zudem gehört sie u.a. zu den Gründungsmitgliedern des Bündnisses für lokale Demokratie und gegen Rechtsextremismus Nordbahngemeinden mit Courage e.V. und ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF). 

Clara Bünger (sie/ihr), Mitglied des Bundestages für Die Linke und Volljuristin

Sie wuchs in Freiberg (Sachsen) auf und studierte Rechtswissenschaften in Leipzig. Nach dem Studium arbeitete sie in Tel Aviv zu Reparationszahlungen an Holocaustüberlebende. Während ihres Referendariats war sie u.a. beim Auswärtigen Amt und dem ECCHR tätig. 2016 gründete sie den Verein Equal Rights Beyond Borders zur transnationalen Rechtsberatung Geflüchteter. Seit 2022 ist sie Abgeordnete im Bundestag und flucht- sowie rechtspolitische Sprecherin für Die Linke.

Sophia Wirsching ist seit September 2018 Geschäftsführerin des Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel  KOK e.V. Der KOK ist ein Zusammenschluss von Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel und weiteren Organisationen in Deutschland, die sich für die Rechte von Betroffenen einsetzen und in den Bereichen Menschenhandel, Ausbeutung und Gewalt gegen Migrant*innen tätig sind. 

Zuvor war die Politikwissenschaftlerin und Soziologin zehn Jahre lang Referentin für Migration und Entwicklung im Referat Menschenrechte und Frieden der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ in Berlin. In dieser Position befasste sie sich intensiv mit den Auswirkungen der europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik auf Menschenrechte und Entwicklungen im Globalen Süden. 
 

 

 

Dienstag, 12. November 2024

KEYNOTE Nationaler Aktionsplan: Lehren aus Österreich

Im März 2024 nahm die österreichische Bundesregierung den bereits siebten Nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung des Menschenhandels im Ministerrat an. Er umfasst die Tätigkeitsfelder nationale und internationale Koordination und Zusammenarbeit, Prävention, Opferschutz, Strafverfolgung sowie Evaluierung und Monitoring und gliedert sich in insgesamt 103 Maßnahmen. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Ausgestaltung des NAPs in Österreich und erste Erfahrungen der Implementierung. 

Sangeetha Manavalan-Thoppil (she/her) ist Leiterin der LEFÖ-Interventionsstelle für Betroffene von Frauenhandel (LEFÖ-IBF) und beschäftigt sich in dieser Funktion mit dem Opferschutz und dem Zugang zu (sozialen) Rechten für Betroffene von Menschenhandel in Österreich. Sie hat an verschiedenen Projekten und Forschungsarbeiten gearbeitet, insbesondere in den Bereichen Migration und Arbeitsausbeutung in Europa und Asien. Ihre Arbeit konzentriert sich auch auf Prävention, Lobbying und Advocacy in den Bereichen Gender, Menschenrechte und Menschenhandel. Sie hat an der Queen Mary University of London in Rechtswissenschaften promoviert.

Vorstellung des ersten periodischen Berichts der Berichterstattungsstelle Menschenhandel

Naile Tanış ist seit Mai 2023 Leiterin der Berichterstattungsstelle Menschenhandel des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Zuvor war sie Fachreferentin in der Berliner Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung in der Abteilung Frauen und Gleichstellung, wo sie für die Weiterentwicklung des Frauenhilfesystems im Bereich Gewalt gegen Frauen zuständig war. Ihre Karriere begann sie als Rechtsanwältin und war im Anschluss 14 Jahre Geschäftsführerin des KOK e.V. Sie ist seit 2020 ehrenamtliches Beiratsmitglied im KOK e.V.

PARALLELE DISKUSSIONSFOREN

Forum 1: Zugang zu Entschädigung und Schadensersatz für Betroffene

Betroffene von Menschenhandel erleiden häufig physische und psychische Schäden, z.B. als Folge von Gewalt, Traumatisierungen und/oder schlechten Lebensbedingungen. Im Bereich der Arbeitsausbeutung wird ihnen oftmals der Lohn nicht oder nicht vollständig ausgezahlt. Betroffenen von Menschenhandel haben ein Recht auf Entschädigung als Ausgleich für einen entstandenen oder erlittenen materiellen und immateriellen Schaden. Dabei stehen ihnen einerseits zivil- und arbeitsrechtliche Ansprüche gegen die Täter*innen zu sowie andererseits Ansprüche nach dem Sozialen Entschädigungsrecht (SER) gegen den Staat. Das Forum gibt einen Überblick, welche verschiedenen Möglichkeiten der Entschädigung und des Schadensausgleiches Betroffene theoretisch haben und welche wiederkehrenden Umsetzungsprobleme in der Praxis auftauchen.

Das Forum geht u.a. den folgenden Fragen nach:

  • Was sind die Voraussetzungen und Zugangsmöglichkeiten zu Leistungen nach dem SER?
  • Was sind die Vorteile von einem Adhäsionsverfahren?
  • Was gibt es für Hürden bei der Geltendmachung von Ansprüchen vor den Arbeitsgerichten?

Das Forum wird geleitet von:

  • Linh Steffen, Rechtsanwältin Berlin
  • Claudia Robbe, Vorstandsfrau KOK

Forum 2: Aufenthalts- und Asylrechtliche Herausforderungen im Kontext Menschenhandel

Um ihre Rechte auf Schutz und Unterstützung in Anspruch nehmen zu können, ist für Betroffene von Menschenhandel und Ausbeutung, meist ein Aufenthaltstitel die grundlegende Voraussetzung. Zwar gibt es entsprechende aufenthaltsrechtliche Regelungen für Betroffene von Menschenhandel in Deutschland, doch ist deren tatsächliche Durchsetzung in der Praxis schwierig. Neben dem an das Strafverfahren gekoppelte Aufenthaltsrecht bleibt Betroffenen, wenn sie Drittstaatsangehörige sind, oft nur der Weg über das Asylverfahren, um einen Aufenthalt in Deutschland zu erhalten.

Der Koalitionsvertrag sieht ein vom Strafverfahren unabhängiges Aufenthaltsrecht für Betroffene von Menschenhandel vor und die reformierte EU-Menschenhandelsrichtlinie legt fest, dass sie ihr Recht ausüben können, internationalen Schutz oder einen gleichwertigen nationalen Status zu beantragen. Zugleich jedoch entwickeln sich die Asyl- und Migrationspolitik in Deutschland und der EU restriktiv. Gerade die Identifizierung besonders schutzbedürftiger Geflüchteter ist unter diesen Umständen erschwert.

Das Forum geht u.a. folgenden Fragen nach:

  • Welche Hürden bestehen in Bezug auf die geltenden asyl- und aufenthaltsrechtlichen Bestimmungen für Betroffene von Menschenhandel?
  • Wie manifestieren sich diese in der Praxis?
  • Welche Chancen bieten der Nationale Aktionsplan und die neue EU-Menschenhandelsrichtlinie, um Betroffenen einen Aufenthalt als Grundlage für den Zugang zu weiteren Rechten zu ermöglichen?

Das Forum wird geleitet von:

Forum 3: Zugang zum Unterstützungssystem für minderjährige Betroffene

Kinder, die von Menschenhandel und kommerzieller Ausbeutung betroffen sind, sind besonders vulnerabel. Um sie zu identifizieren und unterstützen zu können, müssen zahlreiche Voraussetzungen gegeben sein. Ein besonderer Fokus muss dabei auf der interdisziplinären Vernetzung von Jugendamt, Kinder- und Jugendhilfe, Beratungsstellen, Polizei, Justiz sowie weiteren Organisationen und Behörden liegen. Gleichzeitig gibt es bisher keine auf minderjährige Betroffene von Menschenhandel spezialisierte Unterstützungsstruktur. Auch Unterbringungsmöglichkeiten, die der Situation und den Bedürfnissen minderjähriger Betroffener entsprechen, fehlen. Erste Ansätze zur Verbesserung der Situation sind allerdings zu beobachten. Das Forum befasst sich mit diesen Entwicklungen sowie den Verpflichtungen und Möglichkeiten des Kinderschutzes.

Das Forum geht u.a. den folgenden Fragen nach:

Im Mittelpunkt steht die Frage, wie das Unterstützungssystem aufgebaut sein muss, um minderjährige Betroffene von Menschenhandel besser zu identifizieren und adäquat aufzunehmen.

  • Welche Herausforderungen und Lücken bestehen aktuell bei der Identifizierung und Unterstützung minderjähriger Betroffener von Menschenhandel?
  • Gibt es spezialisierte Beratungs- und Unterbringungsangebote für die Zielgruppe?
  • Welche spezifischen Anforderungen an den Kinderschutz und die länderübergreifende Zusammenarbeit in Fällen von Handel mit und Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen gibt es?
  • Welche Lehren und Empfehlungen in Bezug auf den Aufbau von Beratungsangeboten können aus den Entwicklungen in Berlin gezogen werden?
  • Welche Forderungen gibt es an die Politik?

Das Forum wird geleitet von:

  • Martina Döcker, IN VIA Berlin
  • Andrea Hitzke, Vorstandsfrau KOK
  • Stephanie Fried, Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und  Familie

Referent*innen

Claudia Robbe, Dipl.-Sozialpädagogin (FH), seit 2006 Psychosoziale Prozessbegleiterin (RWH). Seit 2005 Mitarbeiterin im VIJ Verein für Internationale Jugendarbeit in Stuttgart, FIZ Fraueninformationszentrum, Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel; zuständig unter anderem für die Psychosoziale Prozessbegleitung für Betroffene von Menschenhandel, für Fortbildung und Coaching zum Thema Prozessbegleitung und Menschenhandel; Mitarbeit im Modellprojekt Psychosoziale Prozessbegleitung vom Justizministerium Baden-Württemberg an den Standorten Ellwangen, Karlsruhe und Stuttgart im Auftrag von PräventSozial gGmbH (2015-2016); seit Februar 2019 Vorstandsmitglied im KOK (Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V., Berlin)

Anke Achhammer (sie/ihr) ist Diplom Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin und seit fünf Jahren bei FIM e.V. tätig, Hessische Fachberatungsstelle für Opfer von Menschenhandel und Koordinierungsstelle für das Land Hessen im Bereich Menschenhandel.

Martina Döcker ist Projektleiterin der neuen Fachberatungs- und Koordinierungsstelle bei Handel mit und Ausbeutung von Minderjährigen in Berlin in Trägerschaft von IN VIA Berlin. Zuvor war sie als Referentin beim Internationalen Sozialdienst (ISD) im Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. tätig. Einen Schwerpunkt ihrer Arbeit bildet seit vielen Jahren der Schutz und die Gewährleistung der Rechte von Minderjährigen, die von Menschenhandel und Ausbeutung betroffen sind. Als Sozialpädagogin verfügt sie über eine mehr als 25-jährige Erfahrung in der Kinder- und Jugendhilfe.

Andrea Hitzke ist Diplom Sozialarbeiterin und seit 2012 geschäftsführende Leiterin der Dortmunder Mitternachtsmission e.V.

Seit 01.12.1988 ist sie dort in verschiedenen Arbeitsbereichen tätig. Sie hat insbesondere den Arbeitsbereich „Kinder und Jugendliche in der Prostitution“ aufgebaut. Sie ist Mitglied im Vorstand des KOK e.V. seit 2013. Seit 2003 ist sie Trainerin für ECPAT Deutschland e.V.  zum Themenschwerpunkt „Handel mit Kindern“.

PODIUMSDISKUSSION Stand des Nationalen Aktionsplans Menschenhandel und zur Umsetzung der angepassten EU-Richtlinie Menschenhandel

Seit über 20 Jahren ist die Volljuristin Dr. Muth auf verschiedenen Leitungspositionen im Bereich Menschenrechte, Sicherheit, Radikalisierungsprävention, Entwicklungszusammenarbeit und Bekämpfung des Menschenhandels tätig. Sie hat nach der Promotion über die Rechtsberatung in postsowjetischen Staaten für die GTZ Rechtsberatung in Zentralasien und im Kaukasus durchgeführt und hat von 20022006 die Menschenrechtseinheit bei der OSZE im Kaukasus (Georgien) geleitet. Nach Tätigkeiten im BMZ als Referentin für Zentralasien, war sie als Referatsleiterin beim BKA und seit Januar 2017 im BMFSFJ zunächst Leiterin des Referates „Radikalisierungsprävention“. In ihrer jetzigen Funktion als Leiterin des Referates „Bekämpfung des Menschenhandels und Prostituiertenschutz“ war und ist sie verantwortlich u.a. für die federführende Koordinierung zur Schaffung des 1. Nationalen Aktionsplanes der Bundesregierung sowie für die Umsetzung der umfassenden Evaluation des Prostituiertenschutzgesetzes. 

Edgar Radziwill ist Jurist und seit 1995 im Bundesministerium der Justiz tätig. Seit 2016 leitet er das Referat Strafgesetzbuch (Besonderer Teil), zuständig für die Straftatbestände gegen Menschenhandel. Er verhandelte die EU-Richtlinie 2024/1712 zur Aktualisierung der Menschenhandelsrichtlinie von 2011 und ist nun für die Umsetzung im deutschen Recht verantwortlich. Seit 2023 ist er Mitglied im Beirat der Berichterstattungsstelle Menschenhandel beim Deutschen Institut für Menschenrechte.

Claudia Robbe, Dipl.-Sozialpädagogin (FH), seit 2006 Psychosoziale Prozessbegleiterin (RWH). Seit 2005 Mitarbeiterin im VIJ  Verein für Internationale Jugendarbeit in Stuttgart, FIZ  Fraueninformationszentrum, Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel, zuständig unter anderem für die Psychosoziale Prozessbegleitung für Betroffene von Menschenhandel, für Fortbildung und Coaching zum Thema Prozessbegleitung und Menschenhandel; Mitarbeit im Modellprojekt Psychosoziale Prozessbegleitung vom Justizministerium Baden-Württemberg an den Standorten Ellwangen, Karlsruhe und Stuttgart im Auftrag von PräventSozial gGmbH (2015-2016); seit Februar 2019 Vorstandsmitglied im KOK (Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V., Berlin)

Sophia Wirsching ist seit September 2018 Geschäftsführerin des Bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel  KOK e.V. Der KOK ist ein Zusammenschluss von Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel und weiteren Organisationen in Deutschland, die sich für die Rechte von Betroffenen einsetzen und in den Bereichen Menschenhandel, Ausbeutung und Gewalt gegen Migrant*innen tätig sind. 

Zuvor war die Politikwissenschaftlerin und Soziologin zehn Jahre lang Referentin für Migration und Entwicklung im Referat Menschenrechte und Frieden der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“ in Berlin. In dieser Position befasste sie sich intensiv mit den Auswirkungen der europäischen Flüchtlings- und Migrationspolitik auf Menschenrechte und Entwicklungen im Globalen Süden. 
 

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Tel.: 030 / 263 911 76
E-Mail: info@kok-buero.de

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