Bundeslagebericht zu Menschenhandel 2024

Bundeslagebericht zu Menschenhandel 2024

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Neues Bundeslagebild veröffentlicht: Ermittlungsverfahren im Bereich Menschenhandel und Ausbeutung auf Höchststand

Das Bundeskriminalamt (BKA) hat am 29.08.2025 sein Bundeslagebild Menschenhandel 2024 veröffentlicht. Die Zahl der abgeschlossenen Ermittlungsverfahren ist deutlich gestiegen. Mit 576 Verfahren wurden 13,2 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr registriert. Dies ist der höchste Stand seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2000.

364 Verfahren betrafen Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. Damit wurde ein neues Zehn-Jahres-Hoch erreicht. Das BKA stellt fest, dass sich der Trend zur Verlagerung von Bars, Bordellen und Straßenprostitution in die Wohnungsprostitution weiter fortsetzt. 

Im Bereich Arbeitsausbeutung wurden 41 Verfahren abgeschlossen, ebenfalls ein Höchststand. Zudem wurden ein Verfahren wegen Ausbeutung von Bettelei, zwei Verfahren wegen Ausbeutung von strafbaren Handlungen und 17 Verfahren wegen Zwangsverheiratung registriert.

Ein Schwerpunkt liegt weiterhin auf Verfahren mit minderjährigen Betroffenen. 2024 wurden 209 Verfahren abgeschlossen, ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. 195 dieser Verfahren betrafen kommerzielle sexuelle Ausbeutung.

Bei den Ausbeutungsformen zeigen sich deutliche Unterschiede hinsichtlich der Geschlechtsidentitäten der Betroffenen: Von den 465 Betroffenen sexueller Ausbeutung waren 449 weiblich, 12 männlich und eine Person hatte den Geschlechtseintrag divers. Bei der Arbeitsausbeutung überwogen Männer, insgesamt wurden 171 Betroffene identifiziert, davon 145 männlich.

Hervorzuheben ist, dass im Bereich der sexuellen Ausbeutung erneut die größte Gruppe Betroffener mit 110 Personen die deutsche Staatsangehörigkeit hat, gefolgt von Betroffenen aus China (55), Bulgarien (53), Rumänien (47) und Ungarn (28).

Im Bereich der Arbeitsausbeutung wurden in den polizeilichen Ermittlungsverfahren mehrheitlich Betroffene aus der Slowakei (64), Moldau (37) und Vietnam (19) identifiziert. Deutsche Betroffene spielten bei dieser Ausbeutungsform kaum eine Rolle.

Deutsche Betroffene sind meist besser über ihre Rechte informiert, haben mehr Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden und sind gesellschaftlich stärker eingebunden. Sie zeigen ausbeuterische Situationen daher häufiger an als ausländische Betroffene.

Das BKA weist darauf hin, dass Menschenhandel mit einem mutmaßlich großen Dunkelfeld einhergeht. Da es sich um Kontrollkriminalität handelt, hängt die Zahl der aufgedeckten Fälle maßgeblich von Ermittlungs- und Kontrollintensität ab.

Das Lagebild stellt jährlich die aktuellen Erkenntnisse zur Entwicklung in den Bereichen Ausbeutung und Menschenhandel in Deutschland dar. Grundlage sind die im Berichtsjahr abgeschlossenen Ermittlungsverfahren der Polizei (LKA, BKA und Bundespolizei) sowie der Finanzkontrolle Schwarzarbeit.  

Zum BKA Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung 2024