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Datenerhebung zu Menschenhandel und Ausbeutung in Deutschland 2021

Cover KOK-Datenbericht 2021

Datenbericht zum Erfassungszeitraum Januar bis Dezember 2021

612 Fälle von spezialisierten Fachberatungsstellen in Deutschland wurden ausgewertet. In 96 % der Fälle waren Frauen und Mädchen betroffen. 60 % der Betroffenen kommen aus westafrikanischen Ländern, knapp 5 % aus Deutschland. Bei 17 % der Betroffenen fand eine Anwerbung in Deutschland statt. Als Ort der Ausbeutung wurde in 44 % der Fälle Deutschland angegeben.

Die Daten werden durch spezialisierte Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel mit Einwilligung der Klient*innen erhoben. Die Analyse des KOK trägt dazu bei, bessere Erkenntnisse zu Menschenhandel in Deutschland zu erlangen und daraus wirksame Politik zum Schutz der Betroffenen und der erfolgreichen Strafverfolgung zu ziehen.

Die Daten der Fachberatungsstellen zeigen, dass ihre Einschätzung zum Vorliegen der Straftatbestände Menschenhandel oder Zwangsprostitution nur in sehr wenigen Fällen auch zu entsprechenden Ermittlungen führt. In nur 29 % der erfassten Fälle wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Noch geringer ist die Zahl der tatsächlich erhobenen Anklagen. 

Darüber hinaus bietet der vorliegende Datenbericht Erkenntnisse zur sozial- und aufenthaltsrechtlichen Situation von Betroffenen von Menschenhandel in Deutschland.

Die einzig zuverlässigen Zahlen zu Menschenhandel werden im jährlichen Bundeslagebild Menschenhandel des Bundeskriminalamtes erhoben. Deren Aussagekraft ist allerdings begrenzt, da sie sich auf die polizeibekannten Fälle beziehen, in denen ein Ermittlungsverfahren eröffnet und auch abgeschlossen wurde. Die Datenerhebung des KOK ergänzt diese Kriminalstatistiken durch zivilgesellschaftliche Analysen und bildet ein breiteres Spektrum ab. 

Veröffentlichung: 18.10.2022