Fallbeispiele
Die Darstellung solcher Beispiele ist jedoch nicht unproblematisch: Fachberatungsstellen sehen sich häufig mit der Nachfrage nach möglichst sensationellen Geschichten konfrontiert, insbesondere aus den Medien. Dennoch können Fallbeispiele dabei helfen, die Komplexität des Themas und die Auswirkungen auf das Leben der Betroffenen besser zu verstehen.
Zum Schutz der Anonymität wurden die hier geschilderten Fälle teilweise leicht verändert. Sie basieren jedoch auf tatsächlichen Fällen aus Fachberatungsstellen. Die Sammlung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern bietet eine Auswahl zur Veranschaulichung.
Content Note: Die Fallbeispiele beinhalten Schilderungen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Pädosexualität, Vergewaltigung, Erstellung von Missbrauchsdarstellungen, körperliche Gewalt, Drohungen, Misshandlungen, Suizidversuch, Menschen in traumatisierten Zuständen, Armut, Drogenhandel
Zwangsprostitution 1: Irina
Irina lebte in einem kleinen Dorf in Belarus bei ihren alkoholkranken Eltern. Nach der Berufsschule fand sie keine Arbeit und geriet in finanzielle Not. Eine Freundin bot ihr Arbeit in einem polnischen Restaurant an, und nach anfänglichem Zögern stimmte Irina zu. Doch in Polen angekommen, war die versprochene Stelle vergeben.
Stattdessen wurde ihr Arbeit in Deutschland angeboten, und ihr wurde zugesichert, dass ihr Visum organisiert werde. Nach ihrer Ankunft nahmen ihr zwei Männer den Pass ab und zwangen sie, die angeblichen Visumskosten in der Prostitution „abzuarbeiten“, ohne dass ihr tatsächlich Visumsunterlagen ausgestellt wurden. Bei Weigerung drohten ihr Gewalt und Repressalien gegen ihre Familie.
Irina versuchte, sich zu widersetzen, wurde jedoch wiederholt vergewaltigt, um ihren Widerstand zu brechen. Sie arbeitete monatelang in verschiedenen Bordellen, bis ihr die Flucht mit Hilfe eines Freiers gelang.
Ohne zu wissen, an wen sie sich wenden konnte oder wie sie das nötige Geld für ihre Heimreise aufbringen sollte, suchte sie eine Bekannte auf, die in einer Bar arbeitete. Dort hoffte sie, Unterstützung zu finden. Doch einer ihrer früheren Zuhälter entdeckte sie und informierte umgehend den Mann, dem sie entkommen war. Dies führte zu einer brutalen Bestrafung: Irina wurde mehrere Tage gefangen gehalten, wiederholt vergewaltigt und anschließend erneut zur Arbeit gezwungen.
Nach einer Razzia in einem Bordell wurde sie in Abschiebehaft genommen, da sie keinen gültigen Aufenthaltstitel besaß. Aus Angst vor ihrem Zuhälter erzählte sie der Polizei eine falsche Geschichte. Während der Haft lernte sie eine Sozialarbeiterin kennen, der sie schließlich ihre Erfahrungen anvertraute. Die Sozialarbeiterin sprach mit ihr über die Möglichkeiten, die es für Betroffene von Menschenhandel gab: etwa eine Bedenk- und Stabilisierungsfrist, ein Aufenthaltstitel bei Aussage im Strafverfahren oder eine freiwillige Ausreise. Doch Irina hatte immer noch große Angst, bei der Polizei auszusagen. Dies wäre aber die Voraussetzung für ihre Entlassung aus der Haft gewesen.
Irina war zu diesem Zeitpunkt stark traumatisiert und ihrem Schicksal gegenüber vollkommen gleichgültig. Sie hatte Angstzustände und versuchte sich selbst zu töten. Erst als ein Freund ihr riet, sich der Polizei anzuvertrauen, bat sie die Sozialarbeiterin, den Kontakt zur Polizei herzustellen.
Es folgten belastende Vernehmungen bis sie schließlich als Opfer von Menschenhandel anerkannt wurde und in eine Schutzunterkunft kam. Die Unterkunft bot ihr jedoch keine Ruhe, um das Erlebte zu verarbeiten. Sprachbarrieren, soziale Isolation und die fehlende Finanzierung einer Therapie verschlechterten ihren Zustand. Als der Prozess gegen die Täter nahte, verstärkten sich ihre Ängste. Im Gerichtssaal wurde sie durch die Verteidigung massiv unter Druck gesetzt und als unglaubwürdig eingestuft. Die Täter wurden freigesprochen, und Irina musste Deutschland verlassen.
Obwohl die Fachberatungsstelle sie bis zu ihrer Ausreise begleitete, konnte keine Verlängerung ihres Aufenthalts erreicht werden. Auch eine sichere Unterbringung in einer anderen Stadt in ihrer Heimat scheiterte an fehlenden finanziellen Mitteln und Kontakten. In der Nähe ihres Heimatortes gab es kein Frauenprojekt, das sie hätte aufnehmen können.
Ohne Unterstützung kehrte sie in ihre Heimat zurück, wo sie den Tätern erneut ausgesetzt war. Der Kontakt zur Beratungsstelle brach ab. Wie es ihr weiter erging, ist unbekannt.
Zwangsprostitution 2: Lisha
Lisha, ein junges Mädchen aus Nigeria, lernte bei einer Feier in ihrem Heimatland eine ältere Frau kennen, die zunächst ihre handwerklichen Fähigkeiten bewunderte. Später schlug sie vor, Lisha solle nach Deutschland gehen, wo sie mit ihrer Arbeit deutlich mehr Geld verdienen könne. Die Reisekosten könne sie nach und nach zurückzahlen.
Lisha sah ihre große Chance. Nachdem sie nach dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern bei Verwandten untergekommen war, fühlte sie sich zunehmend als Last. Vor der Abreise brachte die Frau Lisha zu einem Voodoo-Meister. Dort musste sie schwören, die 30.000 Euro Reisekosten schnellstmöglich zurückzuzahlen. Da Voodoo in ihrer Heimat Teil des Alltags ist, nahm Lisha die Zeremonie ohne Verwunderung hin.
In Deutschland angelangt, wurde Lisha gezwungen, in einem Bordell zu arbeiten, wobei sie einen hohen Tagesumsatz erzielen musste. Tat sie das nicht, wurde sie bedroht, geschlagen und vergewaltigt. Einmal versuchte sie, mit einem Freier zu fliehen, doch die Täter drohten, ihre Familie in Afrika zu verletzen. Als Warnung an ihren Onkel brachen sie die Arme einer Voodoo-Puppe. Die Familie bat Lisha am Telefon, weiter zu arbeiten, um ihre Angehörigen vor weiteren Bedrohungen zu schützen.
In ihrer Verzweiflung kehrte sie ins Bordell zurück. Doch als die Bedingungen immer unerträglicher wurden, ergriff sie trotz Todesangst und der Angst um ihre Familie nach mehreren Monaten die Flucht. Ein Freier half ihr zur Polizei zu gehen, wo sie gegen die Täter*innen aussagte und die Fachberatungsstelle JADWIGA eingeschaltet wurde.
Die Fachberatungsstelle unterstützte Lisha, indem sie ihr eine sichere Unterkunft in einer Schutzwohnung bereitstellte und sie zu Ärzt*innen begleitete, um die körperlichen Folgen ihrer Zeit im Bordell zu behandeln. Sie koordinierte Hilfen mit Ämtern und Behörden, begleitete Lisha zu Polizei und Gericht und vermittelte sie in einen Deutschkurs. Darüber hinaus erhielt Lisha Unterstützung bei der Arbeitssuche sowie kontinuierliche psycho-soziale Hilfe durch regelmäßige Treffen.
Quelle: JADWIGA München
Loverboy-Methode: Karoline aus Deutschland
Karoline ist gerade dabei, ihre Ausbildung zu beginnen, als sie über die sozialen Medien in Kontakt mit einem jungen Mann kommt. Schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine Beziehung. Karoline ist beeindruckt von dem einige Jahre älteren Mann, der ihr schmeichelt und eine vielversprechende gemeinsame Zukunft skizziert. Nach einigen Monaten Beziehung beginnt er von finanziellen Problemen zu berichten und schlägt vor, sie könne doch für kurze Zeit in der Prostitution Geld für sie beide verdienen. Um ihre Liebe zu beweisen, stimmt sie zu. Doch schon nach wenigen Wochen in der Prostitution verschlechtert sich ihr psychischer Zustand erheblich. Sie fühlt sich ausgelaugt und krank. Immer wieder kann sie Pausen einlegen, doch dann drängt ihr Freund sie weiterzuarbeiten. Als sie schließlich erfährt, dass sie nicht die einzige Frau ist, die für ihn anschaffen geht und der er seine Liebe geschworen hat, geht sie schließlich zur Polizei. Diese stellt den Kontakt zu unserer Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel her. Karoline wird seither ambulant durch die Mitarbeiterinnen auf ihrem Weg zurück in ein Leben außerhalb von Beziehungsabhängigkeit und Prostitution begleitet. Dieses scheint ihr jedoch noch weit entfernt zu sein, haben sich doch durch die Beziehung zu ihm und die Arbeit in der Prostitution soziale, finanzielle und psychische Probleme entwickelt.
Quelle: Mitternachtsmission Heilbronn
Arbeitsausbeutung im Privathaushalt
Alina ist alleinstehend und lebt in Rumänien in großer Armut. Die 53- jährige Analphabetin verdient sich etwas Geld mit Näharbeiten in Klöstern. In der Hoffnung, ihre Lebenssituation zu verbessern, lässt sie sich über Bekannte als Haushälterin in einen Privathaushalt nach Deutschland vermitteln.
Dort muss sie sieben Wochen lang von sechs Uhr morgens bis ein Uhr nachts arbeiten. Sie putzt, kocht, bügelt und kümmert sich um die Kinder. Sie hat weder freie Tage noch erhält sie Lohn für ihre Arbeit. Als ihr schließlich auch noch Gewalt angedroht wird, entschließt sie sich, den Haushalt zu verlassen.
Nach ihrer Flucht verbringt sie zwei Nächte auf der Straße, bevor sie die Bahnhofsmission aufsucht. Durch die Vermittlung der Polizei kommt die stark verängstigte und übermüdete Frau zu einer Fachberatungsstelle für Betroffene von Menschenhandel.
Alina empfindet große Furcht vor den Vermittlern, die ihre Anstellung organisiert haben, und bringt auch staatlichen Stellen und der Polizei wenig Vertrauen entgegen. Die Beraterin der Fachberatungsstelle wird zu einer wichtigen muttersprachlichen Ansprechpartnerin. In mehreren Gesprächen gelingt es, Alina emotional zu stabilisieren.
Die Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle informiert sie über Möglichkeiten und Folgen einer Aussage bei der Polizei und organisiert eine Unterbringung.
Trotz aller Bemühungen bleibt Alina misstrauisch und kann sich nicht dazu durchringen, Informationen an die Polizei weiterzugeben. Letztendlich unterstützt die Fachberatungsstelle ihre Rückkehr nach Rumänien. In Zusammenarbeit mit der Polizei wird für ihre Sicherheit während der Rückreise gesorgt. Zudem erhält Alina eine kleine finanzielle Unterstützung, um nicht völlig mittellos in ihrer Heimat anzukommen.
Quelle: FIM – Frauenrecht ist Menschenrecht e.V.
Larisas Geschichte
Larisa wuchs in einer ländlichen Region Rumäniens unter schwierigen finanziellen Bedingungen auf. Ihre Familie lebte in einem kleinen Haus mit zwei Zimmern, das weder über fließendes Wasser noch andere moderne Annehmlichkeiten verfügte. Trotz dieser Herausforderungen schloss Larisa die Schule erfolgreich ab. Nach einigen Jahren in verschiedenen Fabriken, in denen sie den rumänischen Mindestlohn von etwa 400 Euro verdiente, entschied sie sich, nach Deutschland zu gehen, um bessere Einkommensmöglichkeiten zu nutzen und ein unabhängiges Leben in Rumänien aufzubauen.
In Deutschland arbeitete Larisa zunächst in Fabriken und führte ein geregeltes Leben, bis sie Marius kennenlernte. Marius, ein Bordellbesitzer, beeindruckte Larisa mit seinem Charme und seiner Großzügigkeit. Sie verliebte sich in ihn, genoss die gemeinsamen Ausflüge und die teuren Geschenke, die er ihr machte. Doch eines Tages schlug Marius vor, dass sie als „Luxusprostituierte“ arbeiten sollte. Larisa war zunächst schockiert, ließ sich jedoch nach wiederholten Gesprächen darauf ein.
Was zunächst wie eine freiwillige Entscheidung erschien, entwickelte sich schnell zu einer Situation ohne Ausweg. Larisa wurde wiederholt misshandelt, vergewaltigt und unter Drogen gesetzt. Sie musste mit ansehen, wie andere Frauen und Mädchen Gewalt erlitten, und wurde gezwungen, Drogen an Kunden zu verkaufen. Über mehrere Jahre hinweg war sie Opfer schwerer sexueller und krimineller Ausbeutung.
Schließlich wurde Larisa bei einer Polizeirazzia zusammen mit anderen Frauen aus Rumänien und Ungarn kontrolliert. Da sie zunächst aus Angst vor Marius nicht mit den Behörden kooperierte, wurde sie wegen Drogenhandels verhaftet. Es dauerte Monate, bis sie den Mut fand, gegen Marius auszusagen. Während ihrer Haftzeit wurde sie an die Fachberatungsstelle JADWIGA vermittelt, die Larisa umfassend unterstützte. Nach ihrer Freilassung half JADWIGA, ihre Rückkehr nach Rumänien zu organisieren.
In Zusammenarbeit mit spezialisierten Organisationen in Rumänien erhielten Larisa und ihre Familie soziale und finanzielle Unterstützung. Ihr Haus wurde renoviert, und sie begann eine langfristige Psychotherapie. Mit weiterer Hilfe fand Larisa eine feste Arbeitsstelle und konnte ein stabiles und unabhängiges Leben aufbauen.
Quelle: JADWIGA München
Betteltätigkeit eines 13-jährigen Mädchens
Maria ist 13 Jahre alt und stammt aus Rumänien. Dort lebt sie mit ihrer großen Familie, mit Geschwistern, Großeltern und weiteren Verwandten zusammen. Einige der Familienmitglieder arbeiten für eine bestimmte Zeit im Ausland, um den Lebensunterhalt der Großfamilie zu finanzieren. Maria begleitet seit einigen Jahren immer wieder Verwandte, die ins Ausland reisen, um dort zu arbeiten.
Die Familienmitglieder haben die Pflicht, Tag für Tag Geld nach Hause zu bringen, und Maria soll daher mit dem Betteln anfangen. Sie arbeitet täglich bis zu zehn Stunden und gibt sich beim Betteln als gehörloses Kind aus. Die Wege, die sie gehen muss, werden ihr angeordnet. Sie muss sich in regelmäßigen Abständen melden und an vorgesehenen Treffpunkten Geld abliefern. Aus dem erbettelten Geld darf sie nichts behalten.
Quelle: Fachberatungs- und Koordinierungsstelle bei Handel mit und Ausbeutung von Minderjährigen in Berlin (IN VIA)
Betteltätigkeit mit Kleinkindern
In der Fußgängerzone sitzen Frauen unterschiedlichen Alters und betteln. Einige haben kleine Kinder bei sich, die schlafend neben ihnen liegen. Bei Kontrollen stellen Behördenmitarbeiter*innen fest, dass die Kinder mit Schlafmitteln ruhiggestellt wurden. Außerdem zeigt sich, dass die Kinder nicht zu den Frauen gehören, sondern gezielt eingesetzt werden, um mehr Geld zu erhalten.
Quelle: Dortmunder Mitternachtsmission
Rekrutierung: Menschenhandel zur Ausbeutung von strafbaren Handlungen
Mihai lebte mit seiner Frau und zwei Kindern in Rumänien in Armut. Er hat von seinen Großeltern etwas Deutsch gelernt und suchte in Deutschland nach Arbeit. Bei einer Internetrecherche stieß er auf ein Jobangebot für Hilfskräfte in Dortmund.
Das Angebot hörte sich lukrativ an und Mihai nahm Kontakt auf. Er und ein Freund machten sich kurze Zeit später mit dem Bus auf die Reise nach Dortmund. Am Busbahnhof wurden sie abgeholt und in eine Wohnung gebracht, wo sie festgehalten wurden. Die Täter versuchten, sie zu Diebstählen und Einbrüchen zu zwingen. Als sie sich weigerten, wurden sie brutal verprügelt, was zu deutlichen Hämatomen und Platzwunden im Gesicht führte.
Ihre persönlichen Gegenstände wurden ihnen abgenommen, allerdings konnten Mihai und sein Freund ihre Ausweise vor den Tätern verstecken. Nach einigen Tagen gelang es den Beiden zu fliehen und sich an die Polizei in Duisburg zu wenden. Diese stellte den Kontakt zur Fachberatungsstelle Dortmunder Mitternachtsmission her.
Mihai wurde weiter in Dortmund vernommen und die Polizei übernahm die Kosten für seine Unterbringung. Sein Freund wurde an eine Beratungsstelle in Düsseldorf vermittelt.
Mihai konnte sowohl die Tatwohnung als auch einen Täter identifizieren. Er wollte aber so schnell wie möglich zu seiner Familie zurückkehren und auf keinen Fall bis zum Prozess in Deutschland bleiben. Er versicherte, dass er im Falle eines Prozesses gegen die Täter wieder nach Dortmund kommen und aussagen würde.
Mit Unterstützung des Weißen Rings organisierte die Fachberatungsstelle seine Ausreise. Mihai war sehr erleichtert als ihn Mitarbeiterinnen der Dortmunder Mitternachtsmission zum Busbahnhof begleiteten und er die Heimreise antreten konnte. Ein Strafprozess fand nicht statt, da das Verfahren eingestellt wurde.
Quelle: Dortmunder Mitternachtsmission
Zur Straftat gezwungen: EC-Kartenbetrug
Eine Bande arbeitet europaweit in verschiedenen Großstädten und zwingt Frauen, mit gefälschten EC-Karten in teuren Geschäften gezielt Luxusartikel wie Rolex-Uhren und Chanel-Taschen zu kaufen. Die Täter überwachen die Frauen aus sicherer Entfernung. Li aus Malaysia, deren Familie mit Schulden belastet war und bedroht wurde, war eine der Frauen, die zu dieser Straftat gezwungen wurde.
Während des Einkaufs mit der gefälschten EC-Karte wurde sie festgenommen und wegen bandenmäßigen Betrugs zu vier Jahren Haft verurteilt.
Mit der Unterstützung einer Rechtsanwältin versuchte die Fachberatungsstelle JADWIGA eine Revision zu beantragen, Strafmilderung zu erreichen und eine vorzeitige Entlassung auf Bewährung zu veranlassen.
Diese Bemühungen, die Situation von Li zu verbessern, blieben erfolglos. Es gelang jedoch, Lis psychische Verfassung zu stabilisieren und vor ihrer Abschiebung Unterstützung für sie und ihre Familie in ihrem Heimatland zu organisieren.
Quelle: JADIWGA München
Arbeitsausbeutung
Matha stammt aus Eritrea, wo ihre Mutter die Familie nicht mehr ernähren konnte. Aus Verzweiflung flohen sie durch die Wüste nach Dubai. Dort verkaufte die Mutter die damals 12-jährige Matha an einen wohlhabenden arabischen Scheich. Matha musste Arabisch lernen und stand der Familie rund um die Uhr für alle Dienste zur Verfügung. Obwohl ihr ein Gehalt versprochen wurde, erhielt sie keinen Lohn. Stattdessen arbeitete sie unter sklavenähnlichen Bedingungen, erlebte Gewalt, sexuellen Missbrauch und völlige Isolation.
Im Sommer 2015 reiste die Familie mit Matha nach Stuttgart, wo sie zehn Monate lebten. Als die Familie plante, nach Dubai zurückzukehren, ergriff Matha, inzwischen 19 Jahre alt, die Flucht. Sie rannte durch die Straßen Stuttgarts und stieß auf der Königsstraße auf Polizisten, die sie an die Ausländerbehörde weiterleiteten. Diese schaltete das FiZ ein.
Das FiZ organisierte eine sichere Unterbringung für Matha und ermöglichte es ihr, mit Unterstützung einer Dolmetscherin ihre Geschichte zu erzählen. Mathas größter Wunsch ist es, ein freies Leben zu führen, ohne in Abhängigkeit und Ausbeutung leben zu müssen. Zwar prüfte das FiZ, ob die arabische Familie zur Rechenschaft gezogen werden könnte, jedoch fehlten ausreichende Angaben zu deren Identität. Schließlich half das FiZ Matha, zur Landeserstaufnahmestelle nach Karlsruhe zu gelangen, wo sie Asyl beantragte. Dies könnte der Beginn eines Lebens in Freiheit sein.
Quelle: Fraueninformationszentrum – FiZ