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Neue Daten zu Menschenhandel und Ausbeutung für das Jahr 2024

868 Fälle von Menschenhandel wurden dokumentiert, sexuelle Ausbeutung bleibt häufigste Form. Zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel fordert der KOK die dauerhafte Sicherung der Fachberatungsstellen.

Berlin, 14.10.2025 – Der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e.V. veröffentlicht zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel am 18. Oktober seinen neuen Datenbericht, der wichtige Erkenntnisse aus der Beratungspraxis liefert.

Im Jahr 2024 wurden 868 Fälle von Menschenhandel dokumentiert, 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Von diesen sind 659 Fälle mit auswertbaren Informationen erfasst. 84 Prozent der Betroffenen sind weiblich. Sexuelle Ausbeutung bleibt die häufigste Form, gefolgt von Arbeitsausbeutung. 36 Prozent der Betroffenen sind zwischen 22 und 29 Jahre alt, 52 Prozent stammen aus westafrikanischen Ländern.

Daten aus der Praxis ergänzen Kriminalstatistiken

Die statistischen Daten der Fachberatungsstellen belegen deutlich höhere Fallzahlen als im BKA-Lagebild, das jedoch nur Fälle mit abgeschlossenen Ermittlungsverfahren zeigt.

„Unsere Daten zeigen, dass eine große Lücke zwischen Polizeistatistiken und der Situation in den Fachberatungsstellen besteht. Viele Fälle erreichen die Polizei nicht: Lediglich für 206 der 659 Fälle wurde ein Ermittlungsverfahren dokumentiert, der Anteil sank von 41 auf 31 Prozent.“, erklärt Claudia Robbe, KOK-Vorstandsmitglied und Mitarbeiterin der Fachberatungsstelle FIZ in Stuttgart.

Unterschiede zeigen sich besonders bei den Herkunftsländern: 2024 hatten knapp ein Viertel der Klient*innen die nigerianische, 13 Prozent die guineische und acht Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft. Im BKA-Lagebild bilden dagegen deutsche Betroffene erneut die größte Gruppe bei sexueller Ausbeutung. Das Lagebild verweist darauf, dass deutsche Betroffene häufig besser über ihre Rechte informiert sind, größeres Vertrauen in die Strafverfolgungsbehörden haben und über stabilere soziale Netzwerke verfügen. Das kann erklären, warum sie häufiger eine Anzeige erstatten.

Arbeit der Fachberatungsstellen sichern

Das Fallaufkommen in den Fachberatungsstellen bleibt hoch, ihr spezialisiertes Angebot ist weiterhin gefragt. Die bereits im letzten Jahr herausfordernde Situation mit vielen komplexen Fällen und knappen Ressourcen hat sich 2024 weiter verschärft.

„Die Fachberatungsstellen stehen unter massivem Druck. Viele konnten zeitweise keine neuen Betroffenen mehr aufnehmen. Damit Betroffene von Menschenhandel die notwendige Unterstützung erhalten, muss die Arbeit der Fachberatungsstellen Ihrem Zweck angemessen, dauerhaft und verlässlich finanziert werden“, fordert Sophia Wirsching, Geschäftsführung des KOK.

In seinen abschließenden Empfehlungen benennt der KOK konkrete politische Schritte, die notwendig sind, um den Schutz von Betroffenen von Menschenhandel zu verbessern.

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