Mit Blick auf das kommende Lieferkettengesetz und die aktuelle Corona-Krise wurde ein gemeinsames Positionspapier von verschiedenen Verbänden auf den Weg gebracht. Darin wird betont, dass Politik und Wirtschaftsunternehmen eine Verantwortung haben, Geschlechtergerechtigkeit in Lieferketten sicherzustellen und Mängel zu begleichen. Die Gleichberechtigung der Geschlechter wurde durch die aktuelle Krise weiter erschwert und offen gelegt.
"Die globale Corona-Krise und ihre Auswirkungen verstärken die in der Wirtschaft bestehenden Geschlechterungleichheiten und machen sie noch sichtbarer. Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft haben die besondere Rolle von Frauen und Mädchen in ihren Initiativen und politischen Debatten zur Vermeidung von wirtschaftsbezogenen Menschenrechtsverletzungen bislang zu wenig beachtet."
Um Lösungen zu schaffen muss auch die Bundesregierung mehr gegen diese Ungleichheiten tun. Dies ist eine der Forderungen des Positionspapier, in dem die Autor*innen den Blick weiter richten als lediglich Maßnahmen jenseits von "Do no Harm" vorzuschlagen. Zu den Forderungen gehört auch, dass sich das neue Gesetz an den völkerrechtlichen Vereinbarungen orientieren soll, die auch von Deutschland unterzeichnet wurden.
"Frauen und Mädchen sind in besonderem Maße von den negativen Auswirkungen globalen Wirtschaftens betroffen. [...] Sie erfahren wirtschaftsbezogene Menschenrechtsverletzungen in anderer Weise als Männer", berichten die Autor*innen.
Mit Fallbeispielen aus verschiedenen Ländern und Branchen wird besonders deutlich dargestellt, welchen Umständen weibliche Arbeitnehmer*innen ausgesetzt sind. Auch die disproportionale Last die auf Frauen* und Mädchen ruht, die unbezahlte haushaltsnahe Dienstleistungen verrichten, zeigt die Ungleicheiten deutlich auf. Dort heißt es, dass "im Durchschnitt dreimal mehr Stunden pro Tag" Sorgearbeit von Frauen als von Männern weltweit geleistet wird. Darüber hinaus werden auch Themen wie erlebte Gewalt, Diskriminierung, Ausbeutung und Hürden, wie etwa beim Zugang zu Recht und Gesundheit, die Frauen* am eigenen Leib erfahren, analysiert.
Dieses Positionspapier zeigt deutlich auf, wie wichtig die aktuelle Debatte um Geschlechtergerechtigkeit ist und auch wie überfällig die Maßnahmen sind, die durch die Corona-Krise besonder sichtbar wurden. Im Hinblick auf das kommende Lieferkettengesetz ist eine direkte Auseinandersetzung mit der Realität von Frauen* und Mädchen in den Lieferkettenstrukturen enorm wichtig um nachhaltige, geschlechtergerechte Lösungen gesetzlich verankern zu können.