Angesichts der humanitären Krise infolge des Krieges in der Ukraine veröffentlichte die Expert*innengruppe des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) einen Leitfaden zum Umgang mit den Risiken des Menschenhandels. Darin wird erläutert, was die europäischen Staaten schnell und ohne strukturelle Reformen tun können, um Menschen, die aus der Ukraine fliehen, sofortige Hilfe zu leisten und potenziell Betroffene und Täter*innen zu identifizieren.
Zentrale Empfehlungen sind die Registrierung aller Personen und die Sicherstellung einer kontinuierlichen Erfassung in den Transit- und Zielländern, ein stärkerer Einsatz von speziell geschulten Strafverfolgungsbeamt*innen an Grenzübergängen, Bahnhöfen und Busbahnhöfen zur Prävention von Straftaten, die Einrichtung offizieller und sicherer Reiserouten, die eine sichere und legale Einreise und Durchreise ermöglichen, sowie kostenloser öffentlicher Verkehrsmittel oder staatlich finanzierter Transportmittel, die von vertrauenswürdigen Organisationen eingerichtet wurden.
Des Weiteren sollten ausreichende öffentliche Mittel für Ersthilfe und Schutz bereitgestellt werden, damit diese nicht von privaten Initiativen abhängen. Damit einhergehend sollten alle Freiwilligen, Einzelpersonen, Organisationen und Privatunternehmen, die Hilfe anbieten und leisten, überprüft und offiziell registriert werden.
Auch der kostenlose Zugang zu Gesundheitsdiensten und psychologischer Unterstützung für Erwachsene und Kinder müsse gewährleistet werden, ebenso wie eine sexuelle und reproduktive Gesundheitsversorgung und Zugang zu professionellen Beratungsstrukturen.
Um den Gefahren ausbeuterischer Beschäftigungsverhältnisse vorzubeugen sollten Informationen über Arbeitsrechte im Gastland leicht zugänglich und in verständlicher Sprache bereitgestellt werden. Gleichzeitig sollten die Arbeitsaufsichtsbehörden ihre Überwachung von Hochrisikobranchen (wie Gastgewerbe, Landwirtschaft, Kurierdienste, Lebensmittellieferungen, Reinigungsdienste, häusliche Pflege, Autowaschanlagen, Massagestudios) intensivieren und proaktiv neue Orte ermitteln, an denen die Ausbeutung von Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen, auftreten könnte, und die Kontrollen dort verstärken. Hierfür sollten auch im digitalen Raum Überprüfungen von Stellenanzeigen und Inseraten intensiviert werden.
Da die Risiken des Menschenhandels nicht auf den Krieg in der Ukraine beschränkt sind, betont GRETA, dass die in den Leitlinien empfohlenen Maßnahmen im Kontext jedes bewaffneten Konflikts angewandt werden sollten und alle Menschen betreffen, die internationalen Schutz benötigen, unabhängig von ihrer Nationalität.