Trotz internationaler Bemühungen werden weltweit weiterhin zu viele Kinder Opfer von Menschenhandel, Ausbeutung und Missbrauch. Darauf machten Expert*innen bei der 25. Konferenz der Allianz gegen Menschenhandel der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Wien aufmerksam. Sie forderten die teilnehmenden Staaten auf, ihre Maßnahmen zu verdreifachen und den Schutz von Kindern konsequent in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei seien vor allem Bildungs-, Sensibilisierungs- und digitale Kompetenzprogramme notwendig, um Kinder und Jugendliche mit den nötigen Mitteln auszustatten, damit sie Risiken erkennen und sich selbst schützen können.
Besorgniserregend ist insbesondere der starke Anstieg identifizierter Fälle: In den letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der weltweit erkannten Betroffenen verdreifacht, Online-Ausbeutung nimmt dabei stark zu. Die Herstellung und Verbreitung von Missbrauchsmaterial – oft durch gezieltes Cyber-Grooming – müsse laut Expert*innen als organisierte Form von Menschenhandel anerkannt werden.
Die Konferenz thematisierte vielfältige Formen des Kinderhandels, darunter auch den sogenannten Orphanage Trafficking (dt. Waisenhaus-Handel): Kinder werden gezielt von ihren Familien getrennt und in Heimen untergebracht, um Spenden, Freiwillige und andere Formen finanzieller Unterstützung zu gewinnen. Sobald die Kinder im Waisenhaus sind, werden sie ausgebeutet, beispielsweise durch sexuelle Ausbeutung oder Zwangsarbeit. Die OSZE warnt, dass internationale Hilfsgelder solche Praktiken ungewollt mitfinanzieren könnten. Um diesen ausbeuterischen Strukturen entgegenzuwirken, sollten vielmehr familienbasierte Alternativen gestärkt werden.
Ein weiterer dringender Appell galt der Finanzierung von Maßnahmen zur Prävention von Menschenhandel und Unterstützung Betroffener: Kürzungen internationaler Fördermittel – u. a. durch USAID und andere US Institutionen – haben bereits zur Einstellung wichtiger Projekte geführt. Davon betroffen ist auch die Arbeit einiger Mitgliedsorganisationen von La Strada International in Europa. Die OSZE betonte: Um den Schutz von Kindern effektiv zu gewährleisten, braucht es jetzt neue, koordinierte und nachhaltige Finanzierungs- und Kooperationsstrukturen.
Weitere Informationen zur 25. Konferenz der Allianz gegen Menschenhandel
Pressemitteilung der OSZE zu den verstärkten Anstrengungen im Kampf gegen Kinderhandel