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Menschenhandel nicht länger Priorität

Europol veröffentlicht neuen SOCTA-Bericht 2025

EU SOCTA Bericht © Europol

Der EU Serious and Organised Crime Threat Assessment (EU SOCTA) Bericht identifiziert die zentralen Bedrohungen durch schwere und organisierte Kriminalität in der EU und dient als Grundlage für strategische Prioritätensetzungen und Finanzierung von Maßnahmen in den kommenden Jahren.

Das Kapitel zu Menschenhandel hebt insbesondere die zunehmende Bedeutung der Online-Dimension hervor. Kriminelle Netzwerke nutzen digitale Plattformen zur Anwerbung von Betroffenen, zur Verschleierung illegaler Aktivitäten und zur Abwicklung finanzieller Transaktionen – häufig unter Einsatz von Kryptowährungen. Zudem zeigt der Bericht auf, dass Dokumenten- und Identitätsbetrug weiterhin eine zentrale Rolle in den Methoden von Menschenhändler*innen spielt.

Der Bericht stellt fest, dass junge Täter*innen zunehmend in schwere Gewaltverbrechen, einschließlich Menschenhandel, involviert sind. Zudem passen sich Kriminelle immer weiter an, um Entdeckung zu vermeiden, und setzen vermehrt Manipulationsmethoden wie die sogenannte Loverboy-Methode ein, um Betroffene in ausbeuterische Situationen zu bringen und sie darüber im Unklaren zu lassen, dass sie Opfer einer Straftat sind.

Trotz der anhaltenden Relevanz von Menschenhandel wird dieser im EU SOCTA-Bericht nicht als prioritäres Kriminalitätsfeld genannt. Stattdessen werden Cyberangriffe, Online-Betrug, (digitale) sexuelle Ausbeutung von Kindern, Schleusung von Migrant*innen, Drogenhandel, Waffenhandel und Umweltkriminalität als zentrale Bedrohungen für die EU-Sicherheit eingestuft.

Die fehlende Priorisierung von Menschenhandel im SOCTA-Bericht könnte weitreichende Konsequenzen haben. Ohne eine entsprechende Gewichtung besteht die Gefahr, dass weniger Ressourcen für Schulungen und spezialisierte Ermittlungsdezernate zur Verfügung gestellt werden. Dies könnte dazu führen, dass Behördenmitarbeiter*innen Betroffene von Menschenhandel weniger effektiv identifizieren können.

Zum EU SOCTA Bericht 2025

 

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