Aktuelles im KOK

Polizeiliche Kriminalstatistik nur begrenzt aussagekräftig

Das Bundeskriminalamt veröffentlichte Anfang April die Statistik für 2023. Der KOK kritisiert die Verwendung der Daten.

© Bundesministerium des Innern und für Heimat (2024), Polizeiliche Kriminalstatistik 2023. Ausgewählte Zahlen im Überblick

Mit der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) informiert das Bundeskriminalamt (BKA) jährlich über die polizeilich registrierten Kriminalitätsgeschehnisse in Deutschland. Erstellt wird die PKS auf der Basis von Landesdaten der 16 Landeskriminalämter. Sie enthält polizeilich bekannte rechtswidrige Straftaten, darunter die mit Strafe bedrohten Versuche sowie Informationen über Fälle, Betroffene und Tatverdächtige. Dabei enthält die Statistik jene Fälle, die nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen an die Staatsanwaltschaft überwiesen werden.

Laut PKS haben im Jahr 2023 die Straftaten um 152.985 Fälle zugenommen. Von insgesamt 2.246.767 Straftaten wurden 212 Fälle von Menschenhandel nach § 232 StGB und 309 Straftaten im Zusammenhang mit Zwangsprostitution gemäß § 232a StGB verübt. Die Fälle im Bereich der Zwangsarbeit nach § 232b StGB belaufen sich auf sechs, während im Bereich der Ausbeutung der Arbeitskraft (§ 233 StGB) sowie der Ausbeutung unter Ausnutzung einer Freiheitsberaubung (§ 233a StGB) insgesamt 49 Straftaten verzeichnet werden.

Die Zahlen der PKS sind jedoch nur bedingt aussagekräftig, denn ein Teil der begangenen Straftaten bleibt der Polizei unbekannt und ist somit nicht in der Statistik enthalten. Gerade im Bereich Menschenhandel und Ausbeutung ist das Dunkelfeld besonders groß. Zudem gibt die PKS nicht an, ob in den angegebenen Fällen auch eine Verurteilung stattfand. Weiterhin gibt es keine Aussagen darüber, was die Gründe für einen Anstieg der Zahlen sind. Hier könnten Veränderungen im Anzeigeverhalten oder bei den Ermittlungstätigkeiten Ursachen sein. Kritisch zu betrachten ist auch, dass die Tatverdächtigen ohne deutschen Pass als „Nichtdeutsche“ zusammengefasst werden. Damit wird eine höchst heterogene Gruppe vereinheitlicht.

Problematisch ist insbesondere, dass die Daten der PKS trotz begrenzter Aussagekraft öffentlich aufgegriffen und ohne genauere Einordnung politisch instrumentalisiert werden. In diesem Jahr verstärkte die PKS die ohnehin schon populistisch geführte öffentliche Debatte über Migrationspolitik. Die PKS steht deshalb zu Recht immer wieder in der Kritik. Auch wenn grundsätzlich Maßnahmen zur Erhellung des großen Dunkelfeldes im Bereich des Menschenhandels und Ausbeutung befürwortet werden, mahnt der KOK zur Vorsicht bei der Interpretation der vorliegenden Daten.

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