Lebenssituation

Auf der Suche nach Arbeitsmöglichkeit zur Verbesserung der Lebenssituation orientieren sich Frau zunehmend auf den internationalen Arbeitsmärkten. Die Realität in den meisten westeuropäischen Ländern, so auch in Deutschland, ist jedoch von einer äußerst restriktiven gesetzlich verankerten Haltung gegen Migration geprägt. Das heißt, es existieren kaum Einwanderungsmöglichkeiten zum Zweck der Arbeitsaufnahme. 

Daher ist die Gefahr groß, dass Frauen auf der Suche nach Arbeit Opfer der Profitinteressen Dritter werden, unter Vortäuschung falscher Tatsachen angeworben werden und dann in ihrer Arbeitskraft massiv ausgebeutet werden. 

Die Einreise der Frauen nach Deutschland wird in solchen Fällen z.T. durch kriminelle Tätergruppen organisiert, die Visa- und Passmodalitäten für sie erledigt. Die Frauen müssen z.T. immense Schulden auf sich nehmen, um nach Deutschland reisen zu können. 

Aber Frauen machen sich auch selbständig auf den Weg in der Hoffnung arbeiten zu können. Anwerbung geschieht auch mittels unseriöser Anzeigen für Arbeitsangebote.

Sehr schnell erfahren sie von ihren „Vermittlern“, dass sie hier keinen geregelten Aufenthaltsstatus haben, der ihnen die Arbeitsaufnahme gestattet. Nicht selten werden ihnen ihre Pässe abgenommen. Die Einreisetouristenvisa berechtigen nicht zur Aufnahme einer Tätigkeit und sind oft nur vorübergehend gültig, so dass sich die Frauen danach, ausländerrechtlich betrachtet, in Deutschland illegalisiert aufhalten.

Ausbeutung der Arbeitskraft heißt, dass die Frauen für ihre Tätigkeit keinen angemessenen Lohn erhalten bzw. ihnen der Verdienst gänzlich vorenthalten wird. Auf arbeitsrechtliche Standards oder Tarifverträge können sie sich kaum berufen, da die Arbeitsverhältnisse häufig illegal sind. Sind die Arbeitsverhältnisse legal, so sind die Möglichkeiten, den Verdienst einzufordern dennoch sehr beschränkt: die ausbeutenden Arbeitgeber setzen Betroffen entsprechend unter Druck oder versprechen ihnen, dass sie den Verdinest noch bekommen. In vielen Fällen ist die Ausbeutung der Frauen eine Form der Sklaverei. Zu nennen sind hier z.B. ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in Privathaushalten, die Hausangestellten wohnen und arbeiten direkt im privat "geschützten" Haushalt und sind somit extrem ausbeutbar. Die sklavenartige Abhängigkeit, in die die Frauen in geraten, wird zusätzlich durch ihren rechtlosen ausländer- und arbeitsrechtlichen Status verstärkt. 

Ausbeutung und Gewalt reichen von schlechter Bezahlung, Fehlen von Freizeit, bis hin zu psychischer Misshandlung, Essensentzug und sexueller Gewalt. Offensichtlich sind sich die „Arbeitgeber“ der hilflosen Situation der Frau in einem fremden Land, ohne Orts- oder Sprachkenntnis und ohne legalem Aufenthalt, durchaus bewusst und nutzen diese für ihre Zwecke schamlos aus. Erschwerend kommt hinzu, dass die Frauen oft wenig über ihre Rechte Bescheid wissen, u.a. weil sie ihnen bewusst vorenthalten werden und auch aufgrund der starken Isolation, in der die Frauen leben und arbeiten.

Schuldknechtschaft ist ebenfalls oftmals ein Bestandteil der Ausbeutung. Es werden imaginäre Schulden erhoben mit dem Zweck, dass sie nicht abgezahlt werden können und die Frau sich somit auf erpresserische Weise zur Arbeit gezwungen fühlt, da sie die Verpflichtung zur Abtragung der Schulden hat. Zu bedenken ist, dass die Frauen neben der Abzahlung ihrer Schulden auch ihren Lebensunterhalt von diesem Verdienst bestreiten müssen. 

So ist ihr Leben ein Spagat zwischen den abzuarbeitenden Schulden und der Angst vor der Abschiebung und damit verbundenen restriktiven ausländerrechtlichen Maßnahmen: Es drohen Festnahme, polizeiliche erkennungsdienstliche Überprüfung, Abschiebehaft, Abschiebung sowie Einreiseverbot und Kostenlast für diese Abschiebemaßnahmen. 

Aufgrund dieser rechtlosen Situation ist es für betroffene Frauen besonders schwer, sich nach außen zu wenden, um Unterstützung und Beratung zu finden oder ihre Rechte wahrnehmen zu können.

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