Jede Person unabhängig von ihrer Nationalität kann von Menschenhandel betroffen sein. Jedoch sind einige Menschen vulnerabler und somit gefährdeter in ausbeuterische Situationen zu geraten. So sind Menschen, die vor Konflikten, Verfolgung oder Naturkatastrophen fliehen, aufgrund ihrer prekären Lage anfälliger Betroffene von Menschenhandel zu werden. Politische Umbruchprozesse, instabile staatliche Strukturen und Korruption, fehlende Grundsicherung und Perspektiven sowie Menschenrechtsverletzungen wirken auf die Lebensverhältnisse von Menschen ein und können Anlass zu Migration oder Flucht geben. Geflüchtete sind nach Einschätzung der Fachberatungsstellen, dem KOK Datenbericht und internationalen Studien aufgrund ihrer prekären Situation, besonders gefährdet ausgebeutet zu werden. Oftmals erleben sie bereits im Herkunftsland, aber auch auf der Flucht und im Zielland schwere Gewalt und Ausbeutung.
Die restriktive Asylpolitik, die verstärkte Überwachung von Außengrenzen und Abkommen mit Drittstaaten, die nachweislich Menschenrechte missachten, führen dazu, dass für viele Menschen keine legalen Fluchtwege bestehen und sie sich auf immer gefährlichere Fluchtrouten begeben müssen. In Deutschland angekommen, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt und Sozialsystem für Geflüchtete zunächst eingeschränkt. Menschenhändler*innen nutzen diese Notlagen aus und täuschen, oder werben mit falschen Versprechungen. Gerade Menschen, die sich nach dem Grenzübertritt irregulär, also ohne legalen Aufenthaltstitel, im Zielland aufhalten, einen unsicheren Aufenthaltsstatus oder keinen Zugang zum Arbeitsmarkt haben, finden sich in Situationen wieder, die sie leichter zu Betroffenen von Ausbeutung und Menschenhandel werden lassen.
Für Frauen liegen häufig zusätzliche spezifische Benachteiligungen oder Bedrohungen vor, wie
- schlechter/kein Zugang zu Bildung und Erwerbsarbeit
- häusliche und sexualisierte Gewalt
- FGM_C oder Zwangsverheiratung
- (sexuelle) Ausbeutung