Berlin, 30. Juli 2024 – Anlässlich des Internationalen Tags gegen Menschenhandel fordert der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel e.V. (KOK) eine bedarfsgerechte Unterbringung für Betroffene von Menschenhandel aller Ausbeutungsformen.
Der KOK begrüßt, dass die Berichterstattungsstelle Menschenhandel des Deutschen Instituts für Menschenrechte den Tag zum Anlass nimmt, um die Ergebnisse der Studie „Ein bisschen sicherer als auf der Straße – Unterkünfte für Betroffene von Arbeitsausbeutung in Deutschland“ vorzustellen.
Sophia Wirsching, Geschäftsführerin des KOK, betont:
„Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf. Die Politik muss endlich die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit alle Betroffenen von Menschenhandel angemessen unterstützt und geschützt werden können. Besonders im Bereich der Arbeitsausbeutung gibt es gravierende Lücken, die dringend geschlossen werden müssen.“
In der Praxis der Fachberatungsstellen zeigt sich bereits seit Jahren, dass die adäquate Unterbringung von Menschenhandel Betroffener nicht gesichert ist. Obwohl internationale und europäische Regelungen das Recht auf angemessene Unterkunft festschreiben, wird dieser Bedarf bei weitem nicht gedeckt.
Betroffene von Arbeitsausbeutung stellen die Hilfestrukturen oftmals vor besondere Herausforderungen. Teilweise werden große Gruppen potenziell Betroffener entdeckt, die sehr heterogen sind. Insbesondere für männliche Betroffene und Gruppen gibt es keine geeigneten Unterkünfte. Stattdessen werden kurzfristig Hotels, Hostels oder Unterkünfte für Asylsuchende genutzt, die jedoch nicht immer den notwendigen Schutz und die erforderliche Betreuung bieten.
Bereitstellung bedarfsorientierter und sicherer Unterkünfte
Um den Bedarfen gerecht zu werden, sind flexible Strukturen notwendig. Es braucht in Unterkünften Schutzräume für Frauen, queere Menschen und für Personen, die von Täter*innen bedroht werden, aber auch Wohneinheiten für Gruppen und für Paare beziehungsweise Familien.
Dr. Adina Schwartz, Vorstandsfrau des KOK ergänzt:
„Die Berichterstattungsstelle des Deutschen Instituts für Menschenrechte zeigt mit der neuen Studie die gebotenen Handlungsnotwendigkeiten für Bund, Länder und Kommunen auf. Die formulierten Handlungsbedarfe müssen ernst genommen werden und sollten im Nationalen Aktionsplan Menschenhandel abgebildet werden. Es braucht sichere Unterkünfte für alle, eine Stärkung der Kooperation von Behörden und Beratungsstellen, eine langfristige und ausreichende Finanzierung der Beratungsstellen und den sicheren und reibungslosen Zugang zu Recht für die Betroffenen von Menschenhandel.“
Arbeitsausbeutung: Eine unterschätzte Form des Menschenhandels
Obwohl alle Geschlechter von allen Ausbeutungsformen betroffen sind, ist die Gruppe der Betroffenen von Arbeitsausbeutung besonders heterogen. Oftmals besteht sie aus Männern, Paaren, ganzen Gruppen von Arbeitnehmer*innen unterschiedlichen Geschlechts oder Familienverbünden. Daraus ergeben sich besondere Herausforderungen für das Unterstützungssystem und die Unterbringung.
Über den KOK
Der Bundesweite Koordinierungskreis gegen Menschenhandel – KOK e.V. ist ein Zusammenschluss von 43 spezialisierten Fachberatungsstellen und Organisationen, die sich für Betroffene von Menschenhandel und für von Gewalt betroffene Migrant*innen einsetzen.
Weitere Infos
Deutsches Institut für Menschenrechte: „Ein bisschen sicherer als auf der Straße – Unterkünfte für Betroffene von Arbeitsausbeutung in Deutschland“
KOK-Studie (2019): „Unterbringung von Betroffenen des Menschenhandels in Deutschland gesichert?“
Gerne werden Interviews für interessierte Medienvertreter*innen vermittelt.
V.i.S.d.P.: Sophia Wirsching
Rückfragen an: Charlotte Kunath, presse(at)kok-buero.de